Neuer Anlauf am Lagerweg 12

Nachdem vor einigen Jahren das Bordell am Lagerweg 12 durch der Stadtverwaltung geschlossen wurde, hat sich die autonome Schule denk:mal (www.denk-mal.info) dort eingerichtet und das Haus besetzt. Der bauliche Zustand der Liegenschaft ist desolat und sie gilt nicht gerade als Schmuckstück des Quartiers. Eigentlich müsste sie abgerissen und neugebaut werden. Die Stadt hätte das Haus gerne erworben, um das angrenzende Projekt am Centralweg erweitern zu können. FSZ Immobilien aus Zürich (siehe Zeitungsartikel) zeigte kein Interesse an dem Angebot und versucht seit Jahren mit undurchsichtigen Baugesuchen die Liegenschaft wieder vermietbar zu machen. Die vorliegenden Baugesuche sind aber jeweils dermassen unvollständig und mangelhaft, dass der VLL  beim Bauinspektorat schon mehrmals Einsprache erhoben hat. Was der Besitzer mit der Immobilie am Lagerweg genau vor hat, bleibt nach wie vor schleierhaft.

Im April beantragte der Besitzer der Liegenschaft Lagerweg 12, Fredy Schönholzer erneut eine Baubewilligung, dieses Mal für einen Dachaufbau (es braucht ein Ausnahmegesuch) und weitere bauliche Massnahmen, um die teils sehr kleinen Wohnungen wieder herzurichten. Seine Begründung: „Mit dem Ausbau möchten wir das Gebäude aufwerten, um dem Quartier ein zeitliches Aussehen zu geben und eine Immobilie für bezahlbare Mieten der Berner Bevölkerung zur Verfügung zu stellen… Mit dem vorliegenden Projekt wird das Gebäude aufgewertet und es entsteht eine quartierfreundliche Immobilie“.

Das Baugesuch enthielt zahlreiche Mängel und Unklarheiten, der VLL hat deshalb im April dagegen Einsprache erhoben und im August noch einmal wie folgt Stellung genommen, seither aber nichts mehr gehört:

„…Im Schreiben des Bauinspektorates (BI), welches wir am 27.07.2020 erhalten haben, wird auf die relevanten Punkte unserer Einsprache 08.04.2020 nicht eingegangen. Sie enthält nach wie vor keine befriedigenden Antworten auf die bereits formulierten Punkte: • Die anbegehrte Aufstockung ist in der Situation weder eingezeichnet noch vermasst. • Im Grundriss des Erdgeschosses fehlt die Vermassung auf die Parzellengrenze im Norden – es ist deshalb nicht möglich festzustellen um wie viel der Gebäudeabstand unterschritten wird. • Die Parterrebauten und Untergeschosse sind in den Schnitten nicht dargestellt, auch ein Eintrag des gewachsenen Terrains fehlt. Die resultierende Fassadenhöhe ist deshalb nicht ersichtlich. • In der Südfassade ist nur das Geländer auf dem Dach rot hervorgehoben – gezeichnet ist jedoch eine weitgehend neue Fassadierung, mit neuen Balkonbrüstungen und neuer Fenstereinteilung. • In den Grundrissen sind Anpassungen an den Zweizimmerwohnungen eingezeichnet, die eine markante Verschlechterung bewirken, indem neu zwei sehr kleine und nur noch einseitig orientierte Wohnungen entstehen. Der Zugang zu den neuen (bereits bewilligten) Balkonen im Norden ist mit nur 60 cm unglaubwürdig knapp bemessen… Die Situation ist verwirrend. Auffallend ist, dass die Südfassade auf dem Bauplan ein gänzlich neues Aussehen hat, sie aber nicht Gegenstand des Baugesuches ist und um keine Bewilligung nachgesucht wurde… Entgegen dem Schreiben von Herr Rebsamen (Anwalt der Bauherrschaft) vom 29.06.2020 basiert unsere Einsprache durchaus auf baurechtlichen Argumenten und weisen auf konkrete Mängel des Baugesuchs hin… Der VLL erhebt keineswegs Anspruch auf die «richtige Lebensweise» im Lorrainequartier – wir bemühen uns lediglich um die Wohn- und Lebensqualität im Quartier, zu welcher wir am vorliegenden Projekt berechtigte Bedenken haben…“

Eine wirkliche Sanierung der mittlerweile ziemlich heruntergekommenen und mehr als nur renovationsbedürftigen Liegenschaft ist für Hausbesitzer Schönholzer keine Option. Der Zeitung „Bund“ gab er am 26. August an, dass sich dereinst seine Erben um die Zukunft des Hauses kümmern müssten. Die Besetzung durch engagierte Leute vom Denkmal Kollektiv lässt er aber offenbar vorerst gewähren, immerhin sind sie schon seit sieben Jahren am Lagerweg 12 zu Hause.

VLL_Einsp_Lagerweg12_200413 Kopie VLL_Einsp_Lagerweg12_200814 Kopie

20.08.26._Der_Bund_Lagerweg.12